Helmuth Schönauer

Helmuth Schönauer *23.9.1953, lebt in Innsbruck/T. Keine Preise, keine Stipendien, keine Subventionen! Motto: "Schreiben, statt Ansuchen schreiben." Einzelgänger, gehört keiner gängigen Strömung an und wird daher auch nur außerhalb des Literaturbetriebes als Schriftsteller wahrgenommen. Mitgliedschaften: agentur "depat", BTI, Grazer Autorenversammlung, IDI - Institut für regionale Sprachen und Kulturen, IG Autoren, IG Autoren Tirol, kribibi, ÖDA - Österreichische Dialektautor/inn/en, Österreichische Dramatiker Vereinigung, Südtiroler Autorenvereinigung, TAK - Tiroler AutorInnen Kooperative

© Foto: P.P. Wiplinger

 

www.schoenauer-literatur.com

 

Bei Edition BAES erschienen:

Antriebsloser Frachter vor Norwegen (2021)

After Hofer (2009)

Das Schnelle zwischen den Beinen ist der Ball (2008)

Tirol Kamasutra (2006)

Werke

Helmuth Schönauer - Antriebsloser Frachter vor Norwegen 

Prosagedicht

 

Erscheinungsjahr: 2021

Umfang: 84 Seiten
Preis: € 15,00
ISBN: 978-3-9519872-8-6

 

Tirol-Kamasutra

 

 

100 Stellungen der Tirolerinnen und Tiroler

mit 50 Cartoons von Bertram Haid

Erscheinungsjahr: 2006

 

 

Seit wir dieses Hammer-Buch bei Beate Uhse in der Leopoldstraße präsentiert haben, reißen die Anfragen jeglicher Art nicht mehr ab.Dieses Buch ist der unheimliche Bestseller in der Edition BAES.

Bevor es zu einem richtigen Bestseller wird, nehmen wir es aus dem Programm, denn wir sind kein Verlag für Massenartikel.

Jeder soll nicht alles bekommen, schon gar nicht diese literarisch-cartoonistische Pretiose.

Nein.

 

 

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Helmuth Schönauer - Nie wieder Tirol

 

Reiseführer gibt es wie Berge und Meere. Allle leben von Bildern, die sie von einander abschreiben und jeden Tag neu produzieren.
Wenn du wirklich wissen willst, was hinter diesen Illusionen steckt, gibt "Nie wieder Tirol" einen ersten Überblick. In der Story wollen zwei Startup-Unternehmer in Tirol eine neue App entwickeln, mit der sich interessante Geschäfte anbahnen lassen. Die beiden kommen aber nicht ins Land hinein, weil es völlig verstaut ist.
Nach einem Dutzend Versuchen geben sie den Plan auf und merken, dass Tirol ein Fake ist, an dem Anleger ihre Aktien pflegen, während die Bewohner auswandern müssen.

Tirol ist ein schwerer Verkehrsunfall, an dem die Gaffer vorbeigewinkt werden müssen. Fahren Sie weiter, es gibt nichts zu sehen!

 

 

Paperback

144 Seiten

Erscheinungsjahr: 2018

ISBN: 9783950441963

Preis: € 14,90

REZENSION

 

Die Babelfischfarm der hyperrealistischen Hyperbel

 

Ein beliebter Schlachtgesang lautet: „Immer wieder Österreich“. Helmuth Schönauers aktueller Roman trägt den Titel: „Nie wieder Tirol“. Das ist eine Ansage. Der Untertitel lautet: „Fahren Sie weiter! Es gibt nichts zu sehen!“ Die Gattungsbezeichnung: „Kampf-Roman“. Damit ist schon sehr viel gesagt, quasi: Immer wieder nie wieder Tirol und zwar in 15 Entladungen (Dick-, Dünn-, Mast- und 12 Fingerdarm = insgesamt 15).

Wer Literatur von HeSchö kennt, weiß: Auch derb muss sein. Offen wie ein künstlicher Darmausgang ist diese Prosa. HeSchö demonstriert, dass Locker-Room-Talk für Tiroler nichts anderes ist, als locker rumreden. Sei's im Landtag, sei's in der Literatur und der aktuelle Fall des SPÖ-Vorsitzenden Dornauer beweist, wie treffend die bewusst übertriebene Literatur HeSchös im Kern eigentlich ist. Da bleiben die Formulierungen oftmals in der Horizontalen und kommen nicht recht auf, prangern aber genau diese Ausdrucksweise damit auch an. Ja, Literatur ist ein Spiegel. HeSchös Literatur ist kein gesellschaftlicher Schminkspiegel sondern ein kollektive Darmspiegelung.

Werner Schwab hat einen Essay mit dem Titel „Der Dreck und das Gute“ geschrieben. HeSchös Literatur ist sehr sekret- und körperabriebaffin und immer geht es um alles, um alles, was scheiße ist. Tagespolitik gehört da naturgemäß dazu. Von Missständen im Festspielhaus Erl, über Mist in diversen, geförderten Startup-Zentren, bis zum Stau an allen Fronten: Kopf, Grenzen, Genitalien. Der Verkehr wird als Grundproblem entlarvt. Zuviel Verkehr da – zu wenig Verkehr dort. Und wenn sich so viel anstaut, dann muss es irgendwann explosiv raus. HeSchös Grundstilmittel dafür: die Hyperbel. Die Hyperbel könnte auch eine Figur in HeSchös Romanen sein. Sie könnte beispielsweise in einem zu Tode tourismus-terrorisierten Seitental japanische Schlafschachteln vermieten. Und HeSchö ist hyperrealistisch, nichts ist ganz aus der Luft gegriffen (Darf ich mir einen Roman mit dem Titel „Die Babelfischfarm der hyperrealistischen Hyperbel“ wünschen?). Alles, was er thematisiert, schwirrt schon in der Luft, stinkt schon längst und gehört ausgesprochen. HeSchö speibt's gern raus. Er ist Katalysator. Das müssen nicht alle mögen. Man kann es aber auch so sehen: HeSchö greift für uns ins Klo und wir können uns an seiner Literatur abputzen.

Endlich ist die Schranzhocke literarisch verewigt, endlich hat auch mal jemand über Reutte geschrieben, endlich hat das Bergisel Museum eine entsprechende Würdigung erhalten. HeSchö prangert den Landausverkauf gleichermaßen an wie die Ausbeutung von temporären Arbeitskräften im Bio-Radieschen-Ernteeinsatz in den Thaurer Feldern. HeSchö hat seinen Spaß an der Vorlass-Kisten-Bearbeitungs-Germanistik und der Verzwergung der heimischen Verlage. Wir lernen, was es bedeutet, einen Felix zu machen und wie das Klier-Aquarell-Lebensmodell funktioniert. Und weil HeSchö immer auch Bibliothekar und Literaturvermittler ist und bleibt, gibt es am Ende eine leser_innenfreundliche Thesenstraffung: „Dieses Buch macht Ihnen ein Angebot für den günstigsten, erlebnisreichsten und witzigsten Urlaub, den Sie je erlebt haben. Bedingung: Sie dürfen nicht nach Tirol fahren!“

Wer brav über sein Land schreibt, darf zur Belohnung Gebrauchsanweisungen, Reiseführer oder gar Kolumnen in offiziellen Tirol-Magazinen verfassen. HeSchö schreibt seit Jahrzehnten über Tirol (was die Kontinuität betrifft also sehr, sehr brav) aber niemals inhaltlich brav und das ist gut so, denn brav und gut und harmlos ist schon so vieles. Nie wieder brav! Immer wieder Schönauer.

 

Helmuth Schönauer

Nie wieder Tirol

Edition BAES 2018

 

Markus Köhle, 14. Dezember 2018