Johann Kapferer

 

Johann Kapferer, geboren 1962 in Hall in Tirol. Aufgewachsen in Zirl. Nach der Pflichtschule im Jahr 1978 Eintritt in den Postdienst als Briefträger. Nach diversen beruflichen und privaten Weiterbildungsstationen seit 2011 stv. Pressesprecher   für Westösterreich) bei den ÖBB. Er lebt mit seiner Familie in Oberhofen im Inntal im Tiroler Oberland.

 

Werk

 

 

Die pfefferminzgrüne Lokomotive

 

Die Kids bekommen heutzutage alles an Information vorgesetzt, was sie für die Gier nach Konsum brauchen. Die Digitalisierung dient vor allem dazu, den Online-Handel schon bei den Kleinsten in Schuss zu halten. Sogenannte wahre Werte kommen kaum mehr vor, am ehesten noch in Kinderbüchern, die fast schon als Untergrundware gehandelt werden.

Johann Kapferer schickt mit seiner „pfefferminzgrünen Lokomotive“ ein fröhliches Kinderbuch auf die Reise. Der Titel ist schon freundlich, und das Herz geht gleich auf, wenn man den Namen der Lokomotive hört: Lotte! Lotte ist eine kuschelige E-Lok, die vom Lokomotivführer Heinrich jeden Tag aus der Remise geholt wird. Wahrscheinlich ist auch Heinrich irgendwie grün und ist somit als Grüner Heinrich eine echt literarische Figur.

An die Lok werden jeden Tag drei Waggons angehängt, die der Schaffner Anton betreut. Wenn die Kinder auf dem Bahnsteig drängeln, gibt es immer viel zu tun. Vor allem den gelben Strich wollen die Kids partout nicht einhalten und überschreiten diesen, was den Anton zum Einschreiten zwingt.

So schlecht können die Kinder gar nicht aufgestanden sein, dass sie nicht beim Anblick von Lotte und dem Personal zu einem Grinser gezwungen würden. Da sind Leute am Werk, die ihre Arbeit gerne tun. Und das ist ja der tiefere Sinn der Arbeit, dass man sie gern tut, weil dann das ganze Leben gleich wie auf Schienen läuft.

Eines Tages freilich ist es dunkel, als ob ein Giga-Sturm aufgezogen wäre. Und der Regen ist salzig wie eine schlechte Suppe, und die Sonne ist weg. Ja die Sonne ist weg, sie glauben es alle kaum.

Bald sehen die Werktätigen Heinrich und Anton, dass die Sonne in den See gefallen ist, ein bisschen schimmert sie noch vom Grund herauf. Für alle ist klar, dass die Sonne recht hat. Wenn sich die Menschheit so gierig und wüst benimmt, ist es kein Wunder, dass die Sonne genug hat.

Andererseits geht es ohne Sonne nicht, und die beiden Arbeitstiere denken daran, die Sonne aus dem Wasser zu hieven, zumindest für ein Sonnen-Provisorium wird es reichen. Aus der Umgebung wird ein schwerer Kran geholt, der ans Ufer muss. Lotte soll ihn ziehen, aber Lotte dreht durch. Zumindest an den Rädern. Mit viel Feingefühl und Sand schleppen sie den Kran zum See, wo dann mit Handwerkskunst die Sonne aus der Tiefe gehoben wird. Die Kids schauen atemlos zu und schwören sich, auf die Sonne in Zukunft besser aufzupassen und die Welt nicht noch mehr zu versauen.

Es gibt nichts Schöneres, als nach einem Arbeitstag in die Garage zu fahren und zu wissen, dass man die Welt gerettet hat.

Johann Kapferer hat ein handfestes Kinderbuch geschrieben mit selbstgemachten Buntstiftzeichnungen, sympathischen Helden und einer ordentlichen Moral. Augenzwinkernd wendet er sich natürlich an die Erwachsenen und zeigt ihnen, wie ein echter Gewerkschaftsroman aussehen könnte. Die Werktätigen lachen wie geheime Leser, und lassen sich von diesem Buch in ihrer Arbeitsmoral anstecken.

 

Johann Kapferer: Die pfefferminzgrüne Lokomotive. Mit Illustrationen vom Autor.

Zirl: BAES 2017. 69 Seiten. EUR 16,90. ISBN 978-3-9504186-9-9.

 

 

Helmuth Schönauer 16/12/17

 

Der zitronengelbe Omnibus

 

Dies ist die Geschichte von Albert, dem Schulbusfahrer und Eberhard, seinem zitronengelben Omnibus. Es ist eine Geschichte über Freude, fröhliches Kinderlachen und eine Welt voller Sonnenschein. Nichts scheint diese heile Welt trüben zu können.

So geht es viele Jahre, tagein, tagaus. Bis zu jenem Tag, an dem Albert zutiefst enttäuscht wird. Von diesem Moment an zieht sich der alte Schulbusfahrer immer weiter in sein selbst geschaffenes Schneckenhaus zurück. Es ist wie eine Einbahnstraße, aus der es kein Zurück gibt. Albert ist dabei, sich selbst aufzugeben. Wird es dem alten Schulbusfahrer gelingen, wieder den Weg zurück ins Leben zu finden?


 

REZENSION

 

Der zitronengelbe Omnibus

In jedem Kinderbuch steckt auch ein magischer Roman für Erwachsene, der von den Vorleserinnen heimlich aus dem Buch herausgestohlen wird, wenn die Kids eingeschlafen sind.

Johann Kapferer hat mit dem „zitronengelben Omnibus“ in Wirklichkeit einen handfesten Roman aus der Arbeitswelt geschrieben und gezeichnet. Held der Arbeit ist Albert, ein Schulbus-Chauffeur der pädagogischen Extraklasse. Seinen Omnibus kennt er in- und auswendig, er hat ihm den Namen Eberhard gegeben, und Eberhard gehorcht aufs Wort, wenn man die richtigen Pedale und Hebel drückt. Albert bringt seine Schülerschaft nicht nur täglich pünktlich in die Schule, er weckt sie auch auf mit brauchbaren Lebensweisheiten und schreitet mit Mitgefühl ein, wenn es zu laut wird. An besonderen Tagen, wenn die Welt wirklich rund ist, erzählt er auch eine Geschichte.

Aber dann schlägt die Arbeitswelt unerbittlich zu. Das Kreuz vom Albert ist kaputt, irreparabel durchgesessen am Arbeitsplatz, millionenfach durchgesiebt von Schlaglöchern, die der Omnibus Eberhard nicht mehr richtig hat abfedern können. Albert wird in den Krankenstand geschickt und in der Firma wird modernisiert, statt des Oldies werden drei neue Busse angekauft.

Die Zeit ist brutal, wenn sie nicht vom Fleck rückt. Albert ist mittlerweile in Pension und staunt nicht schlecht, als eines Tages sein ehemaliger Arbeitskollege Eberhard am Abschlepphaken zur Verschrottung fährt.

Jetzt mobilisiert Albert aber die letzten Kräfte, stürzt zur Schredder-Anlage, wo einem ehemaligen Schüler gerade das Herz bricht, weil er Eberhard zerschnipseln soll. Mit vereinten Kräften wird der Omnibus freigekauft und im Garten aufgestellt, wobei er nach einer Rundumpflege wieder zitronengelb in die Gegend leuchtet.

Die Schüler vermissen schon lange die Lebensweisheiten und die Umsicht ihres ergrauten Chauffeurs. Jetzt tauchen sie wieder im Garten auf und horchen im alten Bus den jungen Geschichten zu, die Albert erzählt und erzählt. Denn „Einsamkeit ist etwas, das jeden von uns widerfahren kann. […] Sie macht vor niemandem halt. Sie klopft auch nicht an unsere Tür, sondern steht plötzlich mitten im Raum.“ (66)

Und die Moral von der Geschicht: einen guten Arbeitsmenschen verwirft man nicht! In der Härte der Arbeitswelt wirken vernünftige Geschichten beinahe schon wie ein Märchen, wenn etwas gut ausgeht, glaubt man es schon fast nicht mehr.

Johann Kapferer ermuntert die Erwachsenen, einen Sinn aus ihrem Tagwerk zu schöpfen, damit die Geschichte vom zitronengelben Omnibus glaubhaft bleibt, wenn sie am Abend vorgelesen wird.

 

Johann Kapferer: Der zitronengelbe Omnibus. Mit Illustrationen vom Autor.

Zirl: BAES 2016. 69 Seiten. EUR 16,90. ISBN 978-3-9504186-0-6.

 

Helmuth Schönauer 28/05/16

 

Tugba Sababoglu: Literaturreise im historischen Postbus 

ZIRL (tusa). Kürzlich durften sich die Zirler Kinder auf eine ganz besondere Lesung freuen. Der Tiroler Kinderbuchautor Johann Kapferer präsentierte die überarbeitete Ausgabe seines Buches „Der zitronengelbe Omnibus“, die im Zirler Verlag Edition BAES erschienen ist. Allerdings fand die Lesung nicht in der Bibliothek statt, sondern in einem historischen Postbus aus dem Jahr 1954. Nicht nur mit der Geschichte des Schulbusfahrers Albert und seinem zitronengelben Omnibus Eberhard konnte der Autor die Kinder begeistern. Auch die besonderen Illustrationen, die Kapferer selbst anfertigte, bereiteten dem Publikum große Freude. Mit seinen abenteuerlichen Geschichten möchte der Schriftsteller die Vorstellungskraft der jungen Leserinnen und Leser fördern und ganz individuelle Bilder in den Köpfen der Kinder entstehen lassen. 

Mit dieser Lesung startete auch der Sommerleseclub, der heuer zum vierten Mal stattfindet. Damit möchte man den Kindern und Jugendlichen die Lektüre von Büchern als eine tolle Freizeitbeschäftigung vermitteln und sie zum Lesen animieren.

 

https://www.meinbezirk.at/telfs/c-lokales/literaturreise-im-historischen-postbus_a1773902 (17. Juni 2016)

 

 

Iris Pichler: Haltestelle "Bibliothek Zirl"

Um 14:44 Uhr waren alle Plätze im Oldtimerbus besetzt: Der zitronengelbe Omnibus- startete. Die Kinder wurden von der Bibliotheksleiterin (Maria-Luise Post) begrüßt, der Autor Johann Kapferer schloss die Türen und startete als Albert, der Busfahrer des zitronengelben Omnibusses, los. Die Kinder genossen die literarische Fahrt, welche von der Verlagsanstalt Tyrolia und dem Elternverein der VS-Zirl gesponsert wurde. Die kleinen Zuhörer der 2c mit Iris Pichler, sowie der Schulischen Tagesbetreuung der VS-Zirl mit Birgit Wörle überreichten ihre bildliche Interpretationen der Geschichte und freuten sich auf ein gemeinsames Foto mit dem Autor. Dies war ein erfolgreicher Startschuss zum Sommerleseclub 2016.

 

https://www.meinbezirk.at/telfs/c-lokales/haltestelle-bibliothek-zirl_a1777349 (20.06.2016)